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Heines Interpretation der Loreley
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Heines Interpretation der Loreley

Heinrich Heine

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten  (1823)



Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh'.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.





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Heinrich Heines Werke, hrsg. von Gustav Karpeles, Neue Illustrierte Ausgabe in zwei Bänden,
Berlin: Merkur 1902, Bd. 1, S. 41.





Edmund Brüning, 1902
Loreley-Brunnen von Ernst Herter





 
Aufgabe 1: Stellt Heinrich Heines Gedicht zur Loreley „ Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ sowohl inhaltlich als auch formal vor.



Inhaltsangabe:

 

 

In seinem Gedicht „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ von 1823 gibt Heinrich Heine dem Mythos der Loreley einen ironischen Beiklang.

Das lyrische Ich Heines klagt, dass es ein altes Märchen, das es sehr traurig mache, nicht vergessen könne. Das lyrische Ich erinnert sich an das Märchen: Eine schöne Frau sitzt auf einem Berg am Rhein, singt und kämmt sich ihre Haare. Ein vorbeifahrender Schiffer wird von ihrem Lied so gefesselt, dass er die gefährlichen Felsen im Rhein nicht mehr beachtet. Das lyrische Ich schließt mit der Vermutung, dass das Märchen mit dem Untergang des Schiffes, verursacht durch die Loreley, endet.



Analyse:

Heines Gedicht ist in sechs Strophen gegliedert, die jeweils aus vier Versen im Kreuzreimschema (ABAB) bestehen. Jede Strophe wird mit einem Punkt beendet, die zweite Zeile schließt mit einem Semikolon ab. Dies gibt dem Leser die Möglichkeit in der Strophe zu verweilen und Einzelheiten in sich aufzunehmen. Durch die Punktierung wird der melodische Sprechfluss, der durch den dreisilbigen Amphibrachyus entsteht, weiterhin unterstützt. Den Rahmen des Gedichtes bildet der Monolog des lyrischen Ichs in der ersten und letzten Strophe; die Strophen zwei bis fünf stellen den Mittelteil dar und schildern den Mythos der Loreley. Das gibt Heine die Möglichkeit zum Schluss die Ernsthaftigkeit der Legende endgültig in Frage zu stellen
Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn(...)" (Z.22). Von der Tatsache abgesehen, dass der Rhein nicht unbedingt für seinen stürmischen Seegang bekannt ist, wird hier auch eine, bis zu diesem Zeitpunkt größtenteils  ernsthaft und dramatisch vorgetragene, Erzählung durch eine bloße Vermutung des Endes entzaubert. Allerdings finden sich auch schon im Mittelteil des Gedichtes ironische Anspielungen: Alliterationen wie (...)wilde Weh(...)" (Z.18), (...)Goldnes Geschmeide(...)" (Z.13) ziehen die Spannung ins lächerliche. Das Gedicht ist zu ernst um wahr zu sein. 

Damit entspricht Heines Gedicht von der Loreley im Grunde genommen seiner Einstellung zur Romantik im Allgemeinen. Auf der einen Seite war Heine sicherlich ein Kind seiner Zeit, er hatte bei Vertretern der Romantik gelernt, unter anderem August Wilhelm Schlegel, auf der anderen Seite war Heine von Beginn an bedacht seinen eigenen Weg zu gehen. Dabei verließ er den Pfad der klassischen Romantik, die ihm teils weltfremd erschien. So stand Heine mythischen oder gar christlichen Themen in der Romantik sehr kritisch gegenüber. Seiner Meinung nach sollte die Romantik vielmehr klar und spezifisch sein. Auch wenn man das hier beschriebene Gedicht als ein Frühwerk Heines begreifen muss, zeigt sich doch bereits deutlich seine kritische Grundhaltung. In Heines Romantik hat der Mythos der Loreley nichts verloren.


Eigene Interpretation:

Im Kontext seines Gesamtwerkes mag Heines Interpretation des Loreleymythos durchaus eine Bedeutung haben, als Gedicht für sich betrachtet verschwindet diese jedoch. Sachliche Romantik, die auch mit Gesellschaftskritik verbunden sein konnte und sich oft auf konkrete Beobachtungen eines lyrischen Ichs, nicht auf irgendwelchen fabelhaften Ereignisse stürzte, ist durchaus sinnvolle und bildende Kunst. Ein Gedicht, das einen ohnehin weitestgehend unbekannten Mythos entzaubert, scheint jedoch in unserer Zeit und für sich alleine betrachtet bedeutungslos.

Wir kritisieren nicht Heines Arbeit an sich, bemerken aber, dass uns der entsprechende Zugang zu fehlen scheint.


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